Albvereinsfest zum 75jährigen Bestehen des Gesamtvereins in Gaildorf
Im 75. Jahr seines Bestehens hielt der Schwäbische Albverein am 18./19. Mai 1963 seine Hauptversammlung in Gaildorf ab. Geschmückt mit Blumen, Fahnen und Transparenten grüßte die Schenkenstadt die Wanderer der großen Albvereinsfamilie, die aus Nah und Fern nach Gaildorf kamen. Die Gaildorfer Ortsgruppe unter Vertrauensmann Robert Wacker hatte alles bestens vorbereitet.
1400 Teilnehmer aus den Reihen des 1963 auf 80.067 Mitglieder angewachsenen Vereins strömten an den beiden Mai-Tagen nach Gaildorf. Zu Beginn der Hauptversammlung begrüßte der Vorsitzende, Direktor Georg Fahrbach, unter den zahlreichen Ehrengästen mit Finanzminister Dr. Hermann Müller an der Spitze besonders herzlich auch die Mitglieder, die 40 Jahre vorher – 1923 – mit ihm in Gaildorf den Mai-Tanz gelernt und ihn zum Eintritt in den Albverein veranlaßt hatten.
Der Geschäftsbericht wies mit Stolz auf den von 30% auf 38,5% angestiegenen Anteil Jugendlicher hin. „Beim Albverein wolle man keine Sensationen“ und so hörte sich der Bericht über die vielfältigen Einsätze zur Pflege von Heimat, Natur und Wandern sachlich und nüchtern an. Daß man für mehr Aufgaben auch mehr Geld braucht, sah die Mitgliederversammlung ein und beschloß einstimmig eine geringfügige Erhöhung des Mitgliedbeitrags. Als eine der Herausforderungen des Albvereins im motorisierten Zeitalter stellte Fahrbach die Schaffung von Wanderparkplätzen heraus. Das Verkehrsministerium fühle sich nur für Straßen und Kraftfahrer, nicht aber für Fußgänger und ihre Wege zuständig. Dies müsse sich ändern. Bei der Forderung nach Wanderparkplätzen lege der Albverein gleichzeitig Wert darauf, daß das Motto „Steig aus und wandere!“ gelte.
Betonend, daß die Pflege des Wanderns immer die Hauptaufgabe des Vereins bleibe, setzte sich Fahrbach damals auch eingehend mit Fragen des Natur- und Landschaftsschutzes auseinander, wobei der Hochrhein und der Bau von Rückhaltebecken gegen die Hochwassergefahr Schwerpunktthemen waren. Man erfahre einfach zu spät von den Planungen, um sich noch rechtzeitig für Natur und Landschaft einsetzen zu können.
Am Vorabend der Hauptversammlung wurde im Alten Schloß vom Vorsitzenden des Hohenloher Kunstvereins eine Ausstellung von 28 Limpurger und Hohenloher Künstlern eröffnet. Gezeigt wurden über hundert Landschaftsbilder aller Stilrichtungen, ergänzt durch Stiche, Lithographien und Bilder aus dem 19. Jahrhundert, zusammengestellt vom Hohenloher Archivrat Karl Schumm.
Dieser führte auch mit viel Humor und historischer Sachkenntnis durch den Bunten Abend am Samstag, der einen Einblick in die Kultur des Hohenloher Landes bot. Der Musikkreis Oberaspach und der Singkreis Bühlerzell umrahmten die Veranstaltung mit Barockmusik sowie alten Volksweisen aus unserer Gegend. Das Albvereins-Jugendkabarett aus Schwäbisch Hall nahm auf heitere Weise zu Fragen und Geschehnissen im Albverein Stellung. Mit launigen, aber doch besinnlichen Worten berichtete Georg Fahrbach aus seiner Unterroter und Gaildorfer Zeit vor 40 Jahren. Bürgermeister Albert Herrmann und Vertrauensmann Robert Wacker, die die Hauptlast der Organisation der großen Veranstaltung trugen, grüßten die Gäste in der vollbesetzten Festhalle.
Die Gaildorfer Albvereinstagung war, so Georg Fahrbach in seinen Dankesworten, seit langem eine der schönsten gewesen, weil eine solche Tagung in einer Kleinstadt nicht untergehe wie etwa in einer Großstadt.
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