100 Jahre Ortsgruppe Gaildorf, 1891 bis 1991

Auch nach hundert Jahren ist der Jubilar kein bißchen müde

Bericht von Brigitte Hofmann in der „Rundschau“ zum Festabend am 20. April 1991:

Große Geburtstags-Gala zum Jubiläum des Gaildorfer Albvereins

Just hatte der Vertreter der Hohenloher Albvereinler, Ernst Oberndörfer, die „Gaildorfer Nationalhymne“ umgedichtet: „Preisend mit viel schönen Reden ihrer Werke Wert und Zahl, sitzen viele Wanderfreunde hier im Gaildorfer Limpurgsaal.“ Sie hatten sich eingefunden, um mit der Ortsgruppe Gaildorf des Schwäbischen Albvereins Geburtstag zu feiern. Ein Jahrhundert lang hat sich der Jubilar um die Wanderbewegung, die Pflege von natur und Umwelt, um Kultur und Volksgesundheit bemüht und dafür viel Anerkennung erfahren. Der Höhepunkt: Im Auftrag des Bundespräsidenten überreichte Landrat Ulrich Stückle am Samstag in der vollbesetzten Halle die Eichendorff-Plakette an Friedrich Burkhardt und den rührigen Gaildorfer Wanderverein.

Für den Landkreis Schwäbisch Hall bedankte sich Stückle für die Arbeit, die von den Gaildorfern meist in aller Stille getan werde. Wegmarkierungen weisen dem Wanderer den Weg, geführte Wanderungen erschließen Mitgliedern und Gästen die heimatliche Landschaft und die Sehenswürdigkeiten. Der Gemeinschaftssinn werde gepflegt und somit ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität geleistet. Vor allem auch der zunehmend beklagten Vereinsamung älterer Menschen werde so entgegengesteuert, womit Stückle auf die rege Aktivität der Seniorenwandergruppe verwies. Als Vertreter des amtlichen Umweltschutzes bedankte sich der Landrat für die vielfältigen Bemühungen und bat, auch in Zukunft Lobbyist für die Natur zu sein.

… ins zweite Jahrhundert

Ein wichtiger, gewichtiger Verein feiere ein beeindruckendes Jubiläum, stellte Bürgermeister Engel fest. Die zunehmende Freizeit lasse einen Wanderverein immer wichtiger werden – und: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ Gaildorf könne sich glücklich schätzen, so einen Verein zu haben. Wandern erfrische das Gemüt und beflügle den Geist, und in diesem Sinne schickte Engel die Wanderer auf den „Weg in das zweite Jahrhundert.“

„Kein bißchen müde“

Lange bevor die Politiker den Umweltschutz in den Mittelpunkt gestellt haben, habe der Albverein diesen schon verwirklicht, gab CDU-Landtagsabgeordneter Ernst Keitel zu, der auch für seinen SPD-Kollegen Ulrich Lang das Wort ergriff. Generationen schon hätten es verstanden, die Augen für die Natur zu öffnen und so die Schöpfung zu erleben. Ein herzliches „Glückauf“ rief er dem Verein zu, der „hundert Jahre und kein bißchen müde“ sei.
Grüße und die Ehrenurkunde des Albvereins-Hauptvorstands in Stuttgart überbrachte Dieter Klapschuweit. Er bedankte sich bei den Gaildorfern, die den Albverein zu dem erblühen ließen, was er ist. Auch lobte er die Arbeit als Heimatverein und Kulturträger.
Ernst Oberndörfer schließlich brachte sämtliche Reden auf den Punkt: „Die Werke, die die Gaildorfer Ortsgruppe verrichtet, sind jedem sichtbar und hörbar, und ihr Wert ist unschätzbar.“ Die Arbeit getreu den Zielen des Schwäbischen Albvereins habe die Gaildorfer nicht nur in der Umgebung, sondern im ganzen Gau berühmt gemacht.

Große Gratulantenschar

Gerührt nahm Friedrich Burkhardt die Lobesworte, den Dank und die Auszeichnungen und Geschenke entgegen. Nicht zu halten waren auch die Vertrauensmänner der befreundeten Ortsgruppen, die mit ihren Präsenten die Bühne stürmten. Stellvertretend genannt sei hier der Verein aus Böhmenkirch, der eigens einen Bus nach Gaildorf gechartert hatte.

Festvortrag von Hans König

Musik und Gaudi

Eine Hütte, umgeben von Wald, bot die Kulisse für das Unterhaltungsprogramm. Die Stadtkapelle Gailodrf empfing die Gäste mit fröhlichen Klängen schon vor dem offiziellen Beginn. Ein ungewohntes Klangerlebnis vermittelten schließlich die „Hofherrn-Harmonists“. Mit spärlichen, aber um so wirkungsvolleren Gesten und Bewegungen bescherten sie viel Freude. Die „Donna Clara“, die „Veronika“, den „Papagei“ oder den „Kaktud“ besangen die acht jungen Herren in Frack und Zylinder; das i-Tüpfelchen aber setzten sie in Südtiroler Bergsteigermanier mit der Hymne an die Berge „La Montanara“.
Geschichten von der Alb und „Schwäbische Hausmannskost“ in Lyrik und Prosa (die aber recht deftig) servierte mit seinem übersprudelnden Mundwerk der „Vetter von der Alb“. Zu weit vorgerückter Stunde schließlich erfreute die Volkstanzgruppe des Hohenloher Gaues mit diversen Vorführungen.

„Sauerei“

„War des widder a Schlauch heut“, beschwerten sich „dr Horst und die andere“, als sie vor der Hütte im Wald eintrafen. Sie „send wieder g’saut wie verrückt“ und hatten deshalb den entsprechenden Durst. Der Gerstensaft floß in die Kehlen, in umgekehrter Richtung sprudelten die Anekdoten und Begebenheiten zurückliegender Wanderungen: Da war die Rede von Bettgeschichten mit Matratzen und verknoteten Schlafanzügen und anderem mehr. Die Sorge aber galt dem Frieder, der es mit seiner „Sauerei“ schon zum Gauobmann gebracht habe, und man ihn deshalb wohl jetzt anbinden müsse. (Doch da winkte der Frieder ab.) Der Einakter, dargeboten von der Laienspielgruppe des Vereins, stammt aus der Feder von Wanderfreund Kurt Leibbrand. Vor allem die „Insider“ hatten ihre helle Freude an den munteren Geschichten.
Leider spielten Akustik und Lautsprecheranlage in der Limpurghalle überhaupt nicht mit, was die Freude an dem großartigen Jubiläumsabend trübte. Dafür durfte sich das Auge um so mehr erfreuen, vor allem an der herrlichen Blumenpracht rund um die Bühne.

Treue Wanderfreunde geehrt

Nach der Verleihung der Eichendorff-Plakette und der Ehrenurkunde des Hauptvereins an die Gaildorfer wurden noch verdiente Mitglieder geehrt: Schriftführerin, Wanderführerin und Pressewartin Gerda Wacker erhielt den Ehrenschild, ebenso Rechnerin Elfriede Tolle und Wegwart Wolfgang Tolle. Die Silberne Ehrennadel ging an Josef Glashauser und an Hans König.

Seit 40 Jahren zum Gaildorfer Albverein gehören Mina Bohn, Ludwig Dalacker, Ernst Herzog, Agnes Hopf, Hilde Kettemann, Fritz Kronmüller, Maria Lutz, Karl Ruoff, Paula Schleicher, Heinrich Stuber, Walter Thier, Werner Volz, Fritz Wieland und Frida Zang. Sie wurden für ihre Vereinstreue mit der Ehrenurkunde und einem Geschenk bedacht. Seit 25 Jahren dabei sind Charlotte Schmid, Elfriede Tolle und Wolfgang Tolle. Beschenkt wurden auch Renate Burkhardt und der Vorstand selbst.