110 Jahre Ortsgruppe Gaildorf, 1891 bis 2001

Festabend „110 Jahre Ortsgruppe Gaildorf“ im Kerner-Saal der Limpurg-Halle am Samstag, 27. Oktober 2001

Im Mittelpunkt stand der mit Lichtbildern aufgelockerte Festvortrag „110 Jahre Ortsgruppe Gaildorf“ unseres Ehrenvorsitzenden Friedrich Burkhardt. Die Aktivitäten des Wanderjahres 2001 wurden im Rahmen einer Bilderausstellung gezeigt. Umrahmt wurde die Veranstaltung von den „Sackpfeifern“ aus Schwäbisch Hall. Als besonderer Ehrengast war der neu gewählte Präsident des Schwäbischen Albvereins, Herr Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß, anwesend.


Bericht von Kurt Leibbrand in der „Rundschau“ zum Festabend:

Vorsitzender Michael Burkhardt: Stets mit der Zeit gehen

110 Jahre Albverein in Gaildorf – Grund genug, die Geschichte dieser geselligen wie fleißigen Initiative Revue passieren zu lassen – und zu feiern.

Gerade drei Jahre jünger als der 1888 in Plochingen gegründete Hauptverein Schwäbische Albverein ist sein Gaildorfer Ableger. Gefeiert wurde der 110. Geburtstag im Kerner-Saal der Limpurg-Halle. Die Ortsgruppe konnte dabei sogar den Albvereinspräsidenten begrüßen. Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß kann als Chef des mit 120.000 Mitgliedern größten Wandervereins Europas nicht einmal bei jedem 100jährigen Jubiläum der Ortsgruppen dabei sein. Dass er nach Gaildorf gekommen war, bezeugt das grosse Gewicht, das Friedrich Burkhardt, Gaildorfer Ehrenvorsitzender und Vorsitzender des Hohenloher Gaues, in Stuttgart auf die Waage bringt. Von dem, was in Gaildorf seit 1891 geleistet wird, zeigte sich der Präsident beeindruckt. Er freute sich darüber, dass die Arbeit der Ortsgruppe auch in der Öffentlichkeit anerkannt wird, wie er den Worten von Bürgermeister Kurt Engel hatte entnehmen können.

Auch in Gaildorf sei der Albverein mit seinem vielfältigen Programm für viele Menschen zur Heimat geworden. Die ganze Bandbreite des Albvereinsangebots sei allerdings von einer einzelnen Ortsgruppe gar nicht darzustellen, weshalb jede ihre eigenen Schwerpunkte setze. Allerdings rief Helmut Fischer von der Ortsgruppe Mainhardt, der den Hohenloher Gau vertrat, dazu auf, wenigstens die Jugendarbeit wieder zu beleben.

Die Gaildorfer Schwerpunkte kannte der Bürgermeister aus eigener Anschauung. Wenn er Zeit findet, wandert er mit. So konnte er von der Hochgebirgstour in der Brenta-Gruppe schwärmen, die er diesen Sommer mitgeklettert war. Er wusste, dass sich rund um Gaildorf ein bestens ausgezeichnetes Wegenetz erstreckt, freigehalten von den Wegwarten auch nach einem Naturereignis wie dem Orkan Lothar. Dankbar äußerte sich Engel als Stadtoberhaupt auch für das Angebot der Seniorengruppe, die sich zu einer „verschworenen Gemeinschaft“ entwickelt habe.

Den mit zahlreichen Dias illustrierten Festvortrag hielt an diesem Abend Ehrenvorsitzender Friedrich Burkhardt, der 28 Jahre lang an der Spitze der Gaildorfer Ortsgruppe stand.

Für die ersten Jahrzehnte diente ihm die Fleißarbeit des Alt-Bürgermeisters und Wanderfreunds Hans König als Grundlage. Der hatte aus Zeitungsnotizen und Unterlagen der Hauptgeschäftsstelle bereits zum 100jährigen Jubiläum 1991 mühsam die Ereignisse konstruieren müssen, weil Sitzungsprotokolle erst ab 1962 vorlagen.

Bedeutsame Ereignisse waren der Bau des Kerner-Turms im Jahr 1902 und die Mitgliedschaft von Georg Fahrbach vor 80 Jahren. Er wurde später Vorsitzender des Albvereins. Damals holte ihn, wie Hans König es formuliert hatte, „der Teufel in den Albverein„. So hieß damals der Gaildorfer Vertrauensmann. Fahrbach hielt 1963 zum 75jährigen Bestehen des Hauptvereins die Hauptversammlung in Gaildorf ab, wobei 1400 Albvereinler gezählt wurden. Drei Jahre später feierten die Gaildorfer ihren 75. Geburtstag. Schon damals begeisterte die Theatergruppe das Publikum. Das engagierte Ensemble bestand bis 1997 – und war das „Zugpferd“ bei den Familienabenden im Katholischen Gemeindezentrum.

Seit 1973 residiert die Ortsgruppe im Alten Schloss und kann dort ihre Heimabende, Monatstreffs und Wanderführerbesprechungen abhalten und nach stadtnahen Wanderungen einkehren. Im gleichen Jahr wurde erstmals zu einer „Altenwanderung“ eingeladen. Für die Vitalität der Teilnehmer ist es bezeichnend, dass sie sich gegen diese Klassifizierung sträubten. Bald wanderten nicht mehr „Alte“, sondern nur noch „Senioren“. Die überaus grossen Teilnehmerzahlen beweisen, wie stark das Bedürfnis für diese Einrichtung war und ist. Ebenfalls 1973 ist das „Geburtsjahr“ der Rundwanderwege, angelegt und bis heute betreut durch Karl Beißwenger. Seitdem haben zahllose Menschen auf diesen Wegen Zugang zur schönen Natur um die Stadt gefunden.

Über die Schilderung des 100jährigen Jubiläums gelangte Friedrich Burkhardt zum vielfältigen Wanderangebot. Halbtags- und Tageswanderungen, Wanderfahrten ins In- und Ausland, Hüttentouren, Besenbesuche, Abendwanderungen, Sonnwendfeiern, neuerdings sportliche Weitwanderungen – „da muss für jeden etwas dabei sein“. Die Dias beschworen Erinnerungen und heizten unter den Gästen des Abends zugleich die Wanderlust an, ebenso wie die ausgesuchten Großfotos im Foyer.

Die musikalische Umrahmung des Festabends oblag den „Sackpfeifern“ aus Schwäbisch Hall. Mit mittelalterlicher Musik, dargeboten auf mittelalterlichen Instrumenten, brachten sie allgemein Freude und Genuss. Hermann Rith mit seinem Ensemble ließ eine Art Dudelsack, den „Dudey“ erklingen, Harfe und Blockflöte, Geige und Fiedel und das Gemshorn.


Die Anwesenheit des Albvereinspräsidenten verschaffte zwei Gaildorfer Mitgliedern eine besondere Auszeichnung. Die Silberne Ehrennadel, die sie erhielten, wurde eigenhändig von ihm angesteckt. Geehrt wurde Hermann Berroth, der als Nachfolger von Willi Wolf erfolgreich die Seniorengruppe leitet, und Kurt Leibbrand, der als einer der Pressewarte fungiert. Für die Damen gab es Blumen. Der Präsident selbst erhielt aus der Hand des Vorsitzenden Michael Burkhardt eine Festschrift und ein Wimpelband. Michael Burkhardt äußerte seine Genugtuung darüber, das es der Gaildorfer Ortsgruppe gelungen sei, nie den Anschluss zu verlieren, sondern stets mit der Zeit zu gehen.